Montag, 29. September 2008

internet facts II-2008 erschienen

Mittlerweile ist die regelmäßige Reichweitenmessung und Online-Nutzererhebung internet facts von AGOF (=Arbeitsgemeinschaft Online Forschung) gut auf dem deutschen Markt etabliert. Jetzt hat AGOF die zweite von vier jährlichen Erhebungen für 2008 veröffentlicht (internet facts II-2008).

Insgesamt nutzen 64,7% der deutschen Wohnbevölkerung ab 14 Jahren das Internet, wovon annähernd 89 % einen Tag vor der Befragung online waren. Dabei gelten immer noch die altbekannten Merkmale: Männer, eher jüngere Menschen und Personen mit mittlerer reife oder höherer Schulbildung sind bei den aktiven Onlinern überrepräsentiert. Zugleich sind die "Onliner" häufiger erwerbstätig (auch ein Effekt des Alters!), verfügen häufiger über ein höheres Erwerbseinkommen und wohnen öfters in einem Haushalt mit mehreren Personen als im Bevölkerungsdurchschnitt. Trotzdem kann man sagen, dass die Entwicklung in Richtung einer Angleichung geht (z.B. Geschlecht), auch wenn markante Unterschiede wohl noch längere Zeit bestehen bleiben werden (z.B. Alter, (Aus-)Bildungsniveau). Mit der Angleichung dürfte zudem eine stärkere interne Differenzierung der Onliner (wer nutzt was) einhergehen.

Beinahe drei Viertel der Onliner nutzen nur aus oder vorwiegend aus privaten Gründen das Internet (70%) - immerhin verfügen 92% über einen Anschluss zu Hause (zu gut zwei Drittel DSL). Die Online-Aktivitäten unterscheiden sich in Abhängigkeit von dem Ort der Nutzung: Beim Zugang über den Arbeitsplatz ist Online-Banking und Online-Shopping überdurchschnittlich vertreten, während an Schulen und Universitäten eher Flirten und Kontakte, Chats und Newsgroups, Messenger, Kinofilme und -programm sowie aktuelles Fernsehprogramm häufiger als im Durchschnitt genutzt werden. Dabei dürfte neben dem unterschiedlichen Alter der Nutzer auch das Gefühl der Sicherheit eine Rolle spielen.

Daneben liefert die Studie weitere Informationen darüber, zu welchen Produkte Informationen im Internet gesucht wurden und welche Produkte online gekauft wurden. Die internet facts bieten sicherlich neben der ARD/ZDF-Online Studie mit die interessantesten und breitesten Daten über die Nutzung und Nutzungsweise des Internets in Deutschland.

Dienstag, 19. August 2008

Social Media immer wichtiger

Eine neue Studie des Center for Marketing Research an der University of Massachusetts Dartmouth kommt zu dem Ergebnis, dass Web 2.0 schneller als erwartet von den Firmen angenommen und etabliert wird. Mittlerweile erachten 44% der Befragten das Web 2.0 als sehr wichtig und weitere 34% als wichtig für ihre (Online-)Kommunikation (Vorjahr: 26% bzw. 40%). Daher verwundert es auch nicht, dass 77% Web 2.0 Anwendungen in irgendeiner Weise einsetzen.

Befragung von Inc500 Unternehmen

Für die Erhebung wurden die am schnellsten im Jahr 2006 wachsenden 500 privaten Unternehmen in den USA 2007 und wiederholt im Frühjahr 2008 zum Einsatz von Social Media befragt. Das Ergebnis ist auf Homepage mit den entsprechenden Links als Executive Summary einsehbar. Eine deutsche Darstellung gibt es im Themenblog. Von den 500 Inc500-Unternehmen haben 209 geantwortet (42%). Offen bleibt bei den Darstellungen, wer in den den Firmen befragt wurde - was die Aussagekraft von Fragen wie "How familiar are you with the following social media?" offen lässt. Ich gehe einmal bei der Themenstellung davon aus, dass es Personen, die für das Marketing verantwortlich sind, waren. Die Definitionen von Web 2.0-Features übernahmen die Forscher aus dem Web 2.0 selbst: aus Wikipedia.

Social Networking, Online-Videos und Blogging die häufigsten Web 2.0 Anwendungen

Das am häufigsten angewendete Web 2.0 Feature ist nach der Studie "Social Networking" (von 27% auf 49%) gefolgt von Online-Video und Blogging (vgl. Grafik). Sicherlich ist auch die Verbreitung von entsprechenden Features außerhalb der Inc500 deutlich niedriger. Darauf deutet bereits ihre Selektivität hin, worauf auch auf der Website von Inc.com hingewiesen wird. Der zentrale Punkt jedoch ist: Web 2.0 Features sind in der Online Kommunikation mittlerweile nicht nur angekommen, sondern etabliert.
Wichtig für Unternehmen ist nicht, ob sie diese Elemente und Feature einsetzen, sondern welche und wie. Einen für sich passenden Web 2.0 Mix zu finden dürfte eine der Hauptaufgaben der nächsten Jahre werden (inklusive auf die neuen Entwicklungen insbesondere in der mobilen Kommunikation zu achten).

Online-Videos scheinen sich als "must haves" durchzusetzen, was sicherlich auch der besseren technischen Ausstattung der Nutzer und der Gewohnheit geschuldet ist - Videos sind Videos und man kann sie konsumieren. Blogging kommt ebenfalls in die Gänge - wenn ich auch hier unter den Inc500 eine höhere Verbreitung erwartet habe. Noch stärker gilt dies für Wikis: Sie sind ein nahezu universelles Tool für internes Wissenmanagement wie für die Außenkommunikation. Für beide Features gilt allerdings: Sie sind recht neu, der Nutzer ist zur Mitarbeit gehalten und ihre Nutzung ist "unspezifisch". Kurz: Man muss erst eine Aufgabe für diese beiden Web 2.0 Anwendungen finden: Erweiterung von FAQ, als Plattform für Pressemitteilungen, als wechselseitiges Kommunikationmittel mit Kunden oder als Werkzeug, nicht nur mit Medien, sondern direkt mit Endkonsumenten zu kommunizieren, oder ... Dabei gilt natürlich: Wo ist der Nutzen für das Unternehmen wie vor allem auch für die Personen, die partizipieren sollen - letzter Punkt ist entscheidend für den Erfolg der Web 2.0 Anwendungen!

Links

Mittwoch, 6. August 2008

Long Tail - alles nur Hype?

In der Juli-August Nummer der Harvard Business Review hat Anita Elberse den Nutzen der These des Long Tails von Anderson in Frage gestellt. Die Antwort auf die Frage "Should you invest in the long tail?" lautet bei ihr klar und eindeutig: nein. Ihre Kernaussage basierend auf Auswertungen von Musikverkäufen und Videoverkäufen im Internet lautet: Es findet nicht eine Diversion der Konsumption im Online-Bereich statt sondern im Gegenteil eher eine Konzentration, d.h. populäre Produkte ("Bestseller") werden eher noch wichtiger für den Gewinn und den Erfolg eines Shops bzw. einer Firma.

Nach ihrer Interpretation bestätigen ihre Auswertungen von Online-Videoverleih und Musik-Downloads die "alten" Ergebnisse von McPhee (und anderen) einer doppelten Benachteiligung: Nischenprodukte werden selten gekauft und sie werden zudem schlechter bewertet von den Konsumenten. Zwar werden populäre Produkte, also die Bestseller, überwiegend von "leichten" Konsumenten (= Konsumenten mit wenig Käufen dieser Ware) gekauft und die Nischenprodukte von "starken", allerdings konsumieren letztere auch populären Produkten.


Jeweils 4 Empfehlungen für Produzenten und Verkäufer

Auf Basis ihrer Ergebnisse stellt Anita Elberse jeweils 4 Empfehlungen für Produzenten wie Verkäufer auf.

Für Produzenten empfiehlt sie folgende Regeln:

  1. Keine radikale Änderung der Blockbuster-Strategie.
  2. Wenn Nischenprodukte angeboten werden, dann möglichst mit geringen Kosten, da die Gewinnwahrscheinlichkeit ebenfalls niedrig ist.
  3. Wenn man versucht, seine Präsenz in den digitalen Kanälen zu stärken, sollte man sich auf die populärsten Produkte konzentrieren.
  4. Bündelung von Hits mit (ehemaligen) Hits stärkt die Sichtbarkeit und Zufriedenheit.


Für Verkäufer gelten nach ihrer Meinung folgende vier Regeln:

  1. Versorge die treuen und umsatzstarken Kunden zu versorgen mit einem breiten Nischenangebot.
  2. Minimiere und kontrolliere die Kosten für Nischenprodukte konsequent.
  3. Akquiriere und betreue Kunden durch die populärsten Produkte, den es sind auch die Produkte, die die höchste Zufriedenheit erzeugen.
  4. Auch wenn die Nischenprodukte eine höhere Gewinnmarge haben, verzichte auf die zu häufige Präsentation von ihnen, da sonst die Unzufriedenheit der Kunden steigt.


Anmerkungen

Die Bedeutung von Nischenprodukten

Anderson zielte noch auf einen anderen Aspekt ab: Da das Internet als Verkaufskanal geringe Vertriebskosten impliziert und ein weites Publikum hat, kann es durchaus sinnvoll sein, sich auf den "Tail" zu konzentrieren - "Selling less of more", so die These von Anderson. Wenn, wie gesagt, die Bereitstellungkosten niedrig sind, könnte dies auf den ersten Blick eine sinnvolle Strategie sein, den harten Wettbewerb um Bestseller zu vermeiden. Allerdings zeigen die Ergebnisse von Anita Elberse, dass die Entwicklung zumindest bei dem Download von digitalen Tracks daraus hinausläuft, dass der Schwanz flacher wird. Mit dem Ergebnis: verkaufe weniger von noch viel mehr.

Die auch in der Diskussion (siehe Links) aufgetauchte Interpretation, dass ja auch Bestseller irgendwann einmal unbekannt waren, verändert an dieser Feststellung erst nichts: Natürlich gibt es Phänomene wie den Aufstieg von Arctic Monkey - aber Madonna oder Rolling Stone sind relativ sichere Investitionen im Vergleich zu den relativ unbekannten Bands, die danach streben, bekannt zu werden.


Das Web - Einfalt statt Vielfalt?

Die Ergebnisse sprechen für zwei Dinge: Erstens wirken auch im Web die gleichen Phänomene wie in der Offlline-Welt, ob man es mag oder nicht. Zweitens dürfte daraus auch folgen, dass es zu einer "unsichtbaren" Standardisierung kommt, da das, was "funktioniert", nachgeahmt wird. Eine Tendenz, die mit der Kommerzialisierung von Medien immer wieder zu beobachten ist. Das heißt pointiert formuliert: die Trampelpfade werden weniger und schmäler, die Highways immer größer, je alltäglicher das Web wird und je breiter die Nutzerschichten des Webs werden. Das gilt für Produkte, aber auch Dienstleistungen und auch das Design. Durch die relativ einfache Vergleichbarkeit und Erreichbarkeit vieler Güter, können selbst marginale günstigere Bewertungen zu deutlichen Differenzen beim Absatz führen.


Die Rolle von Nischenprodukten

Ist die These vom "Long Tail" und dessen neuer Nutzen in der Online-Ökonomie nur ein Hype? So eindeutig fällt meines Erachtens die Antwort nicht aus. Anita Elberse weist selbst auf den Zusammenhang von Kosten und möglichen Gewinnen hin: Sind die Kosten der Bereitstellung von Nischenprodukten gering oder tendieren sogar gegen Null, so geht man kaum ein Risiko ein, sie bereitzustellen. Vielmehr sind sie eine sinnvolle Ergänzung zu gängigen und üblichen Produkten und führen dazu, dass "heavy consumers" gehalten werden. Mit kreativer Kombination von "populären" und "obskuren" Produkten, Diensten oder auch - bezogen auf den Webauftritt - Design. Der kritische Punkt hier sind wie immer die Kosten und die Zielgruppen.

Das weist auf einen weiteren Punkt hin, der bei Anderson eine wichtige Rolle spielt: Das Web bzw. das Internet ist ein günstiger Vertriebskanal für Waren, Dienste, Ideen, etc. Damit auch eine "Spielwiese" für "verrückte", "verwegene" oder einfach "spinnerte" Projekte, ein Kanal, der günstig Versuche nach dem Trial and Error Verfahren erlaubt. Damit können und werden immer wieder neue Ideen realisiert - sie müssen "nur" noch wahrgenommen werden, also den Kampf um Aufmerksamkeit gewinnen. Der Tendenz nach Einfalt und Homogenität steht der Wunsch nach Vielfalt gegenüber, der immer wieder zu Neu- und Weiterentwicklungen führt - sowohl von Diensten, Waren wie Märkten.


Links

Hier die zentralen Beiträge zu der Diskussion:
Anita Elberse: Should you invest in the Long Tail? HBR 07-08/2008
Antwort von Anderson in seinem Blog
Die Antwort von Anita Elberse

Dienstag, 18. März 2008

Interview mit Sir Tim Berners-Lee

Im Interview mit BBC News (Rory Cellan-Jones) äußert sich Tim Berners-Lee, der Erfinder bzw. der Initiator des Webs, über die bisherige Entwicklung, die Gegenwart und die Zukunft des Webs. Als kleine Warnung: Das Video dauert annähernd 27 Minuten!

Neben den vielen positiven Entwicklungen sieht er eine Gefahr in dem personalisierten Tracking, dass immer weiter entwickelt wird. Wie bei der Wasserversorgung will der Kunde eigentlich nur, dass Informationen, Leistungen oder Services geliefert werden und nicht, dass über ihn ein detailliertes Profil angelegt wird, das weitergeleitet werden kann - mit durchaus auch negativen Folgen für ihn. Als Beispiel nennt er die Suche nach Informationen über Herzerkrankungen bzw. Medikamenten, was seine Versicherung veranlasst, die Prämie etwas zu erhöhen - immerhin liegt der Schluss auf Basis seines Onlineverhaltens nahe, dass er Herzbeschwerden hat, was wiederum ein Indiz für eine Herzerkrankung ist.

Ich bin skeptisch, ob dieses Tracking technisch sauber in der immer wieder angepriesenen Form möglich ist. Jedoch weist das Beispiel auf ein generelles Problem der Marktforschung hin: die Sensibilität von individuellen Daten und ihre Verwendung im Kommunikationsprozess zwischen Anbieter und Kunde.

Ein weiteres nettes Beispiel, dass er für die Veränderung des Webs anführt, ist die Kommunikation via Email. Vor noch nicht zu langer Zeit sahen einige Vertreter - auch ich - darin die neue Form der persönlichen Kommunikation, die weite Teile der Brief"kultur" ersetzen würde. Mittlerweile bin ich mehr damit beschäftigt, den Spam und den Schrott wegzuräumen, so dass ich mit Bekannten und Freunden, Kollegen und Kunden immer mehr dazu übergehe, "Gruppenräume" zu schaffen, in denen man ungestört miteinander reden kann. Die Beliebtheit von Social Networks und entsprechenden Plattformen bei Jugendlichen kann man vielleicht auch als Indiz für diese Entwicklung deuten.

Damit bin ich beim dritten interessanten Punkt des Interviews. Die Entwicklung von Web Science ist das aktuelle Hauptanliegen von Berners-Lee: Das Web als ein Gegenstand verschiedenster Wissenschaftsdisziplinen, die aus verschiedensten Perspektiven die bisherige Entwicklungen analysieren und die neuen Tendenzen begleitet sowie mitinitiiert und realisiert. Web Science ist Teil der Entwicklung ("engineer its future"), sozusagen Reflexion und Realisierung aus einer Hand. Ich bin mehr als skeptisch, was diese Zusammenführung und einige seiner selbst gestellten Aufgaben angeht ("ensure its social benefits" ist kaum durch eine Wissenschaft möglich - das müssen die Nutzer schon selbst tun!). Dennoch ist die Entwicklung sicherlich spannend und es lohnt sich, sie weiterzuverfolgen, auch aus Sicht der Sozial- und Marktforschung!

In diesem Sinne viele Ideen und Anregungen durch die folgenden Hinweise!
Peter


Links:
BBC News: Interview mit Bernes-Lee
WSRI: Web Science Research Initiative





Technorati Tags: , , ,

Sonntag, 27. Januar 2008

Definiton zentraler Begriffe für Webanalytics

Was meint "bounce rate" im Unterschied zu "exit rate"? Wie messe ich am besten diese beiden Raten? Wie lege ich sinnvoll und vor allem vergleichbar mit anderen Webseiten meine "conversion rate" fest? Im Bereich der eMetrics gibt es einige Unsicherheit über die Verwendung von Begriffen. Ein Zeichen für eine noch relativ junge Methode, die sich auf ein insgesamt noch junges und vor allem noch in Entwicklung befindliches Medium bezieht.
Die Web Analytics Association (WAA) hat jetzt eine erste hilfreiche Sammlung von Definitionen zentraler Begriffe herausgegeben. Sie ist immerhin ein Startpunkt, von dem aus man eigene Definitionen entwickeln kann bzw. die auch als Kriterium für die Wahl der Tools herangezogen werden können.
Die Datei (PDF) kann unter auf der Homepage der WAA heruntergeladen werden: WAA-Standards-Analytics-Definitions-Volume-I-20070816.pdf heruntergeladen werden.
Viel Spass dabei!
Peter


Powered by ScribeFire.

Donnerstag, 24. Januar 2008

Veranstaltungen Frühjahr 2008

Einige Hinweise auf interessante Veranstaltungen (ohne Anspruch auf irgendwelche Vollständigkeit!) 2008:
Weitere Hinweise auf interessante Veranstaltungen werde ich nachreichen.
Peter