Dienstag, 11. September 2007

Anteil routinierter Infonutzer im Internet steigt weiter

Anteil routinierter Infonutzer und Selektivnutzer im Internet steigt weiter – Angebote müssen kundenspezifischer entwickelt werden, um den Anforderungen gerecht zu werden.


Über 40 Mio Menschen in der Bundesrepublik Deutschland sind mehr oder weniger oft online – dies entspricht ungefähr 4% aller Internetnutzer weltweit (ca. 1 Milliarde nach neuesten Angaben der International Telecommunication Union). Mit der Verbreitung des Internets in alle Bevölkerungsgruppen ist eine Verschiebung der Nutzerstruktur verbunden: Der Anteil der routinieten Infonutzer und der Selektivnutzer steigt im Vergleich zu den ehemals dominierenden Hyperaktiven Nutzern. Für Anbieter von Service und Dienstleistungen im Netz heißt dies, dass sie a) ihren Kunden und Nutzern adäquate Kommunikation und Informationen bieten müssen, b) Strategien entwickeln müssen, um die Aufmerksamkeit von neuen Kunden zu gewinnen, und c) die Multidimensionalität des Netzes (Kommunikation, Information und Unterhaltung) entsprechend ihrem Angebot nutzen sollten.



Integration des Internets in den Alltag: Habitualisierung der Internetnutzung

ARD und ZDF haben nun weitere Ergebnisse ihrer Online-Studie 2007 vorgestellt (siehe Pressemitteilung vom 31.05.07. Danach ist jeder vierte Internetnutzer 50 Jahre oder älter. Bei den jüngeren Altersgruppen ist mittlerweile ein gewisser "Ceiling-Effekt" zu beobachten: Mit deutlich über 90% bei den unter 30jährigen sind weitere Steigerungen kaum noch möglich. Daneben wachsen auch noch die Frauen als Nutzergruppe an (von 52,4% auf 56,9%).

Die Autoren der Studie sprechen von einer "Habitualisierung" der Internetnutzung, d.h. eine Integration des Internets in den alltäglichen Medien- und Kommunikationsmix. Dabei überwiegt das Internet als Kommunikationsmedium (nahezu 80% nutzen Email) und als Informationskanal in allen Altersgruppen (76% nutzen Suchmaschinen, 57% geben an, gezielt nach Informationen zu suchen). Auch Dienstleistungen wie Online-Banking werden mittlerweile breit und relativ altersunabhängig genutzt (34%).

Multimedia und Web 2.0 Anwendungen sind dagegen noch deutlich weniger verbreitet und sind überwiegend bei jüngeren Menschen beliebt.



Pragmatische, zielgerichtete und konservative Nutzung nimmt zu

Mit der Integration des Internets in den Alltag steigt der Anteil eher konservativer und pragmatischer Nutzung. Dies kann man an zwei Tendenzen ablesen. Der Anteil von "routinierte Infonutzer" und "Selektivnutzer" wird immer stärker und mit der zunehmenden Interneterfahrung liegen auch die Wege und Präferenzen für bestimmte Seiten fest. Bei Nutzern, die sich seit mindestens einem Jahr im Netz bewegen, sagen 71% (2002: 59%), dass ihnen das Angebot ihres Providers ausreicht und sie nicht an weiteren Angeboten interessiert sind. Umgekehrt ist der Anteil von Nutzern, die sich durch neue Seiten und Angebote anregen lassen, auf 31% (2002: 50%) gesunken. Neugierig im Internet herumsurfen ist für diese Gruppen Zeitvergeudung. Vielmehr wird es zielbewusst genutzt, um schnell Informationen zu finden und auszutauschen, mit klar bestimmten Personen zu kommunizieren und bestimmte Serviceleistungen (z.B. Bankgeschäfte, Kartenbestellung und Bucheinkäufe) zu nutzen.



Jüngere sind länger im Internet, kommunizieren häufiger und bevorzugen multimediale Inhalte


Die Häufigkeit der Nutzung und die durchschnittliche Dauer im Internet steigt immer noch: In der Woche verbringen die Nutzer duchschnittlich 5,1 Tage und 118 Minuten im Netz. Dabei ist der Unterschied zwischen jüngeren und älteren Nutzern geringer als man erwarten könnte (4,9 Tage versus 5,4 Tage) - der große Unterschied besteht in der Dauer: Während über 50-Jährigen durchschnittlich 88 Minuten im Netz verbringen, sind es bei den 14- bis 29-Jährigen 155 Minuten.

Ein großer Unterschied besteht in der Nutzen des Internets: Bei älteren Nutzern steht die Informationssuche und die Kommunikation im Mittelpunkt. Die jüngeren Nutzer suchen durchaus auch das unterhaltsame Element im Internet. Sie sind auch die Träger von kommunikativen (z.B. Instant massaging: 73% unter 20 Jahren bzw. 50% 20 bis 29 Jahren versus 4% bei 50-Jährigen und älter) und Web 2.0 Angeboten (z.B. Online Communities: 33% bzw. 28% versus 1%).

Ein weiterer Unterschied ist die Nutzung multimedialer Angebote: Videoangebote und Musikangebote werden vor allem in den jüngsten Altersgruppen genutzt (14-19 Jahren: 46% bzw. 39%, 20 -29 Jahren: 24% bzw. 28%, ab 50 Jahren: 4% bzw. 3%).



Internetstrategie für Webseiten immer wichtiger


Angesichts der Integration der Internetnutzung in den Alltag der Bevölkerungsmehrheit wird es für Anbietern von Inhalten und Shops immer wichtiger, seine Zielgruppen zu kennen und entsprechend die Online-Kommunikation zu gestalten. Hilfreich ist - wie auch die ARD/ZDF-Online Studie 2007 bestätigt - die Offline-Bekanntheit. Die alltäglichen Gewohnheiten bezüglich Marken und Dienstleistern werden häufig in die Online-Welt übertragen.

Für neue wie auch für „alte“ Websites und Portale wird es immer wichtiger, die richtige Online-Strategie für die potenzielle Zielgruppe zu entwickeln, um die Aufmerksamkeit potenzieller Besucher und Kunden zu gewinnen. Web 2.0 Strategien und Multimedia-Angebote zielen (noch) auf ein eher junges Publikum, bei älterem Publikum oder bei Frauen sollte stärker auf eine ausgewogene Balance zwischen Design und Informationen geachtet werden.



Quellen: